Die Tagschmetterlinge Oberbayerns: Bläulinge 2 Feuerfalter
34 Aufnahmen von 7 Arten, 5 Biotopaufnahmen und 4 Verbreitungskarten (03/2007)


Blauschillernder Feuerfalter, Männchen an Kot
Königsdorf (TÖL), 25.05.1998

 
Blauschillernder Feuerfalter, Männchen
Königsdorf (TÖL), 25.05.1998
 

Lycaena helle (Blauschillernder Feuerfalter)
Sehr lokal im Alpenvorland. Bayernweit vom Aussterben bedroht. 
Eigene Beobachtungen v.a. aus dem Raum Königsdorf. Östlich der Isar konnten die ehemaligen Fundorte Kirchsee, Mühl bei Tölz und Ziegelstadel bei Darching (vermutlich Taubenberg-Nordseite) aktuell nicht mehr bestätigt werden. Die Gründe dafür sind teilweise unklar, da augenscheinlich geeignete Stellen durchaus noch vorhanden wären, wenn auch überall durch Aufforstungen und Sukzession in den vergangenen Jahrzehnten offensichtlich Verschlechterungen eingetreten sind (gilt in besonderem Maße für den Taubenberg-Nordhang).
Lebensraum sind feuchte, ungenutzte Hochstaudenfluren im Randlaggbereich von Hochmooren oder entlang von Bächen. Der Blauschillernde Feuerfalter scheint mit Mahd nicht zurecht zu kommen, nahezu sämtliche bekannten Flugstellen sind +/- verbultet und brach liegend.  Begleitarten sind u.a. Randring-Perlmuttfalter, Schlüsselblumen-Würfelfalter und Gelbwürfeliger Dickkopffalter. 
Falterflugzeit: Mitte Mai bis Mitte Juni. 
Einige Eifunde und Eiablagebeobachtungen an die Blatt-Unterseiten von  Wiesen-Knöterich (Ende Mai, Anfang Juni). 
Zum Blütenbesuch finden sich die Falter vorrangig an Wiesen-Knöterich und Hahnenfuß, des weiteren auch Kriechender Günsel, Wiesen-Schaumkraut und Rauschbeere. Ein Männchen rüsselnd an Vogelkot.
 
Anzahl eigener Fundorte: 6
Begleitarten: Pieris napi (6), Gonepteryx rhamni (6), Euphydryas aurinia (6), Erebia medusa (6), Carterocephalus palaemon (6), Pyrgus malvae (6), Anthocharis cardamines (5), Nymphalis urticae (5), Vanessa cardui (5), Brenthis ino (5), Boloria eunomia (5), Boloria selene (5), Melitaea athalia (5), Hamearis lucina (5), und Callophrys rubi (5).

RL D: 1    RL By: 1 (T/S: 0)

Flugzeit:

21.05. (1998)

16.06. (1995)

Höhenverbreitung:

 

700

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

5

 

5

 

 

 

Rang:

 



3x Weibchen von Lycaena helle beim Blütenbesuch auf Hahnenfuß
Schongau (WM), 28.05.1994


verbulteter Randlaggbereich eines Hochmoores 
bei Königsdorf (TÖL)

 

 

 
Kleiner Feuerfalter
Altmannstein, Galgenberg (EI), 09.09.2006


Lycaena phlaeas
München-Allach, Angerlohe (M-L), 31.07.1996

 
Kleiner Feuerfalter
Unterschleißheim, Hartwiesen (M-L), 19.07.1992


Raupe vom Kleinen Feuerfalter unter Kleinem Sauerampfer
Altdorf, Leinburger Forst, ehem. Sandgrube (Mittelfranken), 20.04.2000

 

 

 


Kleiner Feuerfalter
Altmannstein, Galgenberg (EI), 09.09.2006
 

Lycaena phlaeas (Kleiner Feuerfalter)
Wird von Nord nach Süd seltener. Weiter verbreitet in den tieferen Lagen Oberbayerns. Mehrere Generationen pro Jahr von Mai bis Oktober. 
Eiablagen und Eifunde an Kleinem Sauerampfer, u.a. von Torfschwingelrasen und Kahlschlägen in Wäldern, u.a. im Fußbergmoos (August 1998) und Ebersberger Forst (August 2004). Die Falter saugen bevorzugt an der Schafgarbe, des weiteren u.a. an Hornkraut, Thymian, Wasserminze und Kratzdisteln. 
Wie auch bei einigen weiteren zu den Wanderfaltern zählenden Tagfalterarten war 2005 ein auffallend schlechtes Flugjahr (wenige Beobachtungen). 2006 im August und September wieder zahlreicher.

Flugzeit:

23.04. (2002)

24.10. (1999)

Höhenverbreitung:

 

1150

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

97

3

20

34

23

5

Rang:

44  (-/33/20/-/-)


Verbreitung von Lycaena phlaeas in Oberbayern
(rot: eigene Beobachtungen)


Kleiner Feuerfalter
Breitenbrunn, Thenau (Burgenland), 29.08.1996

 



Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae)
Schönsee (Oberpfalz),  17.07.2000
oben Männchen beim Blütenbesuch an Rainfarn
unten Männchen, Unterseite
 

Lycaena virgaureae (Dukaten-Feuerfalter)
Deutlich rückläufig, steht in Oberbayern zwischenzeitlich unmittelbar vor dem Aussterben !! Letzte (Relikt-)Vorkommen auf den Schotterplatten im Ebersberger Forst und Forstenrieder Park (Zengermoos um 1995 erloschen), im Voralpinen Hügel- und Moorland  im Schongauer Forst (W. Kraus) und westlich des Staffelsees. Ehemalige Vorkommen (vor 1960) u.a. im Dachauer Moos, bei Schleißheim, Krailling, im Perlacher Forst, im Raum Beuerberg, am Taubenberg sowie bei Miesbach und Schliersee konnten aktuell ebenso nicht mehr bestätigt werden. Die letzten Funde im ehemaligen Torfstichgebiet südlich von Erling-Andechs (STA) und im Kerschlacher Forst (WM) datieren von 1994, die Nachsuche 2003 verlief erfolglos. Die ehemaligen Fundstellen, trockene, von Wald umgebene Lichtungen sind zwischenzeitlich stark zugewachsen bzw. aufgeforstet worden. Ebenso erloschen ist das Vorkommen im Natursch(m)utzgebiet Zengermoos (ED, zuletzt 1992, Weber). Dort wurden die trockenen Waldlichtungen mit duftenden Thymian-Torfschwingelrasengesellschaften in den vergangenen zwei Jahrzehnten trotz NSG-verordnung  sukzessive in stinkende Rotwildfutterstellen umgewandelt. Flugzeit Anfang Juli bis Mitte August. 
Eiablagebeobachtungen vom 27.08.1994 auf einer sauren Pfeifengraswiese mit viel Kleinem Sauerampfer (bei Andechs) und auf einer Waldlichtung im Ebersberger Forst 2004 (mit M. Bräu), ebenfalls in das Umfeld von Rumex acetosella. Entsprechend weiterer Eifunde (im Ebersberger Forst) erfolgt die Eiablage wohl weitgehend nicht an die Nahrungspflanze, sondern an Pflanzenteile in der unmittelbaren Umgebung. Die Falter besuchen mit Vorliebe die Blüten von Thymian, Witwenblumen, Tauben-Skabiose, Wasserdost und Weidenblättrigem Ochsenauge.

Anzahl eigener Fundorte: 9
Begleitarten: Argynnis aglaja (8), Argynnis adippe (8), Boloria selene (8), Gonepteryx rhamni (7), Erebia medusa (7), Aphantopus hyperantus (7), Ochlodes venatus (7), Pyrgus malvae (7), Vanessa atalanta (6), Araschnia levana (6), Argynnis paphia (6), Boloria euphrosyne (6), Melitaea athalia (6), Melanargia galathea (6), Coenonympha hero (6), Parage aegeria (6), Polyommatus semiargus (6), Carterocephalus palaemon (6) und Thymelicus sylvestris (6).

RL D: 3    RL By: 3 (T/S und Av/A: 2) 
Einstufungen
für T/S und AV/A müssten m.E. lauten: 1 ! Zu massiver Rückgang (die einzige derzeit noch relativ ungefährdet erscheinende Population im Ebersberger Forst), ein baldiges Aussterben in Oberbayern ist zu befürchten !!

Flugzeit:

01.07. (1993)

27.08. (1994)

Höhenverbreitung:

550

710

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

 

4

4

 

 

Rang:

 


Lycaena virgaureae, Männchen
Forstenrieder Park (M-L), 14.07.1999


Forstenrieder Park, Eichelgarten (M-L), Oktober 1998
Waldweiderelikt mit alten Eichen und bodensaurem Magerrasen mit u.a. Arnika, Weißem Fingerkraut, Kleiner Wiesenraute, Astloser Graslilie, Knöllchenknöterich, Färberginster und Heilziest. Lebensraum des Dukaten-Feuerfalters, des weiteren Wald-Wiesenvögelchen, mehrere Perlmuttfalter (Argynnis aglaja, Boloria selene), Rotklee-Bläuling und Wachtelweizen-Scheckenfalter. An Heuschrecken kommen u.a. vor der Warzenbeißer, der Bunte Grashüpfer (Omocestus viridulus), die Kurzflügelige Beißschrecke und ein weit nach Norden vorgeschobenes Vorkommen der Alpen-Strauchschrecke.



Dukaten-Feuerfalter, Männchen an Thymian
Oberpfälzer Wald, 17.07.2000

 

 


 


Dukaten-Feuerfalter, Weibchen
Oberpfälzer Wald, 17.07.2000


Erlinger Torfstiche (STA), 23.07.1993, damals noch 
Thymian-Torfschwingelrasen, inzwischen verwaldet. 
Seinerzeit noch Lebensraum des Dukaten-Feuerfalters. 
2003 nicht mehr bestätigt. 


Dukaten-Feuerfalter, Männchen
Andechs, Erlinger Torfstiche (STA), 22.07.1990




Zengermoos (ED), bis etwa 1992 Lebensraum
des Dukaten-Feuerfalters, seitdem Natursch(m)utzgebiet, 
die mageren torfigen Lichtungen in den vergangenen Jahren durch 
Aufforstungen und Wildfütterungsstellen sukzessive völlig entwertet.


Dukaten-Feuerfalter, Weibchen
Partschins, etwa 1600m (Südtirol), 29.08.1999

 



 
Brauner Feuerfalter, Männchen
Königsdorf (TÖL), 25.05.1999

 

Brauner Feuerfalter, Paarung (rechts das Weibchen)
Hasellähne bei Mittenwald, 09.06.1998

 


Eier des Braunen Feuerfalters
Bichler-Alm (TÖL), 13.07.1997


Verbreitung von Lycaena tityrus in Oberbayern
(rot: eigene Beobachtungen)


Lycaena tityrus ssp. subalpina, Männchen
Wildgerlostal (Land Salzburg), 10.07.2006

 

 


Lycaena tityrus, Männchen der im Alpenraum
vorherrschenden ssp. subalpina
Mittenwald, Wechselboden, etwa 1500m (GAP), 26.07.1994
 

Lycaena tityrus (Brauner Feuerfalter)
Außerhalb der Alpen offenbar stark rückläufig, aus dem Fränkischen Jura und Unterbayerischem Hügelland keine eigenen Beobachtungen.
Im Bereich der Schotterplatten in den vergangenen Jahrzehnten kaum noch gefunden, dort offensichtlich vom Aussterben bedroht, aktuelle Eigenbeobachtungen lediglich aus dem Fußbergmoos bei Maisach (FFB) und von einer zwischenzeitlich zum Maisacker umgebrochenen Feuchtwiese bei Eichenried (ED, zuletzt 1992). Auch im Alpenvorland auffallend wenige aktuelle Nachweise, u.a. aus dem nördlichen Teil des Ammer-Loisach-Hügellandes und den Loisach-Kochelseemooren. 
Besiedelt in Oberbayern v.a. saure Pfeifengraswiesen und zweischüriges mageres Feuchtgrünland, daneben auch Magerrasen. Die ssp. subalpina ist dagegen im Alpenraum weit verbreitet, Eiablagen und Eifunde u.a. an Schild-Ampfer (Rumex scutatus). Fliegt in zwei Generationen pro Jahr, im Mai und wieder im August, im Alpenraum nur eine Generation Mitte Juni bis Mitte August. Nahrungsaufnahme mehrfach an Schafgarbe, Wasser-Greiskraut, Hahnenfuß, Wiesen-Flockenblume und Dost beobachtet.  


RL D: n    RL By: 3 (T/S: 2) 
Einstufung für T/S m.E. unzutreffend, müsste 1 sein (so gut wie keine aktuellen Beobachtungen mehr, durch die heutige landwirtschaftliche Nutzung ziemlich chancenlos)

Flugzeit:

18.05. (2004)

27.08. (2005)

Höhenverbreitung:

 

1709

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

47

30

14

2

 

 

Rang:

67  (41/-/-/-/-)


Weibchen vom Braunen Feuerfalter
Purbach, Angergraben (Burgenland), 29.05.1996


Lycaena tityrus, Männchen
Benediktbeuern, Stierkopfwiesen (TÖL), 11.08.1995


Brauner Feuerfalter, Männchen beim Ansitz
Wildgerlostal (Land Salzburg), 10.07.2006

 

 


Lilagold-Feuerfalter (Lycaena hippothoe), Männchen
Ettaler Weidmoos (GAP), 17.06.1990


Lycaena hippothoe (Lilagold-Feuerfalter)
Aus dem Voralpinen Hügel- und Moorland auffallend wenige aktuelle Beobachtungen, offenbar stark rückläufig. Auf den Schotterplatten infolge Lebensraumzerstörung ausgestorben. Schwerpunkt in Oberbayern sind (wie bei den Bläulingen Maculinea arion und Polyommatus dorylas) extensiv rinderbeweidete Almen im Alpenraum, dort weiter verbreitet und z.B. am Brauneck noch in 1550m Höhe. Im Alpenvorland charakteristisch für Feucht-Streuwiesen, dort inzwischen offenbar bereits über weite Strecken fehlend, aktuell u.a. im Staffelseegebiet. 
Eine Generation pro Jahr im Juni und Juli. Raupen an Sauerampfer. Blütenbesuche beobachtete ich u.a. an Schafgarbe, Margerite, Hahnenfuß, Weidenblättrigem Ochsenauge, Weiden-Alant und Vergissmeinnicht.

RL D: 3    RL By: 3 (T/S: 0, Av/A: 2)   
für A wäre 3 ausreichend (dort aktuell noch weiter verbreitet)

Flugzeit:

01.06. (2000)

21.07. (2000)

Höhenverbreitung:

594

1554

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

29

17

10

 

 

 

Rang:

86


Verbreitung des Lilagold-Feuerfalters in Oberbayern
(rot: eigene Beobachtungen)


Lilagold-Feuerfalter, Weibchen
Bayr. Wald, Finsterau (Niederbayern), 04.07.2000

 


 


Lilagold-Feuerfalter, Weibchen
Andechs, Obere Weiherwiesen (STA), 18.06.1992


Männchen von Lycaena hippothoe
Uffing, Röthenbachwiesen (GAP), 18.06.2006


Lebensraum des Lilagold-Feuerfalters: 
Wiesmahdhänge in der Jachenau


Lilagold-Feuerfalter, Männchen
Andechs, Obere Weiherwiesen (STA), 18.06.1992

 

 


 
Lampides boeticus
Ettal, Ziegelspitz (GAP), 05.08.2003

 

Lampides boeticus (Großer Wanderbläuling)

Wanderfalter. Ein aktueller Nachweis von der Ziegelspitz (1700m) bei Ettal. 
Blütenbesuch an Weidenblättrigem Ochsenauge.

Leptotes pirithous (Langschwänziger Wanderbläuling)

Meldungen von aus dem Süden eingeflogenen Tieren finden sich u.a. bei Osthelder (1925) und Wolfsberger (1953), zuletzt 1950.
 

 

Bläulinge 3

 


Leptotes pirithous
Lesbos 1993
Foto: Heinz Ruppert