Coenonympha hero (Wald-Wiesenvögelchen)


Wald-Wiesenvögelchen
Erling-Andechs (STA), 19.06.1999


Coenonympha hero (Wald-Wiesenvögelchen)
Ein europaweit bedeutsamer Verbreitungsschwerpunkt des Wald-Wiesenvögelchens liegt im oberbayerischen Alpenvorland. Dort ist die Art in Moorgebieten zwischen Lech und Inn nicht selten. Im Bereich der Schotterplatten vom Aussterben bedroht, dort nur noch zwei individuenreiche Populationen im Bereich des ehem. Pionierübungsplatzgeländes Kreuzlinger Forst bei Krailling und in den Isarauen bei Ismaning. Des weiteren im Freisinger Moos sowie in den Isarauen bei Garching und Erching. Aus dem Forstenrieder Park eigene Einzelbeobachtungen u.a. von den Königseichen und dem Eichelgarten, zuletzt dort nicht mehr gefunden. Wohl gänzlich isoliert auch noch lokal in den Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt. Nicht mehr bestätigt werden konnten im Raum München u.a. die Fundorte Schleißheim, Dachauer Moos (Schwarzhölzl), Isarauen bei Freising sowie im Miesbacher Alpenraum die Fundorte Neuhaus am Schliersee und Leitzachtal. Fehlt aktuell im Alpenraum vollständig, ebenso östlich des Inns.
Ursprünglich wohl insbesondere in lichten Flussauen beheimatet. Aufgrund der forstwirtschaftlich geförderten dichteren Bestockung der Wälder und der "ungebremsten" Sukzession, bedingt durch Flussbaumaßnahmen, an der Isar v.a. durch Sylvensteinspeicher und Tölzer Stausee, sind die Vorkommen z.T. erloschen. Entsprechend finden sich die meisten aktuellen Vorkommen auf Pfeifengraswiesen in den Niedermooren. Dabei handelt es sich vorzugsweise um bultige und mit Faulbaum verbuschte Brachebestände, zumeist mit dichter Streufilzauflage (z.B. Ergertshauser Moor). Regelmäßige Streuwiesenmahd schadet dem Wald-Wiesenvögelchen offensichtlich, andererseits gehen Vorkommen bei fortgeschrittener Brache oder Aufforstungen verloren. Im Waldgebiet nördlich Bruckmühl, dass durch Sturmschäden in jüngster Zeit teilweise völlig verwüstet wurde, profitiert derzeit nicht nur das Wald-Wiesenvögelchen vom ungewohnten Lichtwaldcharakter.
Die obere Höhengrenze liegt bereits bei etwa 750m. Flugzeit von Ende Mai bis Ende Juni. Blütenbesuche sind selten, bisher 2x an der Kugeligen Teufelskralle und 1x an der Kalk-Simsenlilie beobachtet.

RL D: 1 RL By: 2 (T/S: 1)

Flugzeit:

24.05. (2000)

02.07. (1995)

Höhenverbreitung:

 

730

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

36

 

30

5

1

 

Rang:

78  (-/46/-/-/-)


Idealer Lebensraum für Coenonympha hero:
mit Faulbaum locker verbuschte Pfeifengraswiese
im Ergertshauser Moor (TÖL), Juni 1999

 

 


Wolfratshausen, Pupplinger Au (TÖL), Juni 1999
Sehr orchideenreicher lichter Schneeheide-Kiefernwald. Infolge mangelnder Pflege weitgehend mit Wacholder zugewachsen. Lebensraum von u.a. Waldwiesenvögelchen und Gelbringfalter, des weiteren Goldener Scheckenfalter, Blaukernauge und Silber-Bläuling.  Gutes Beispiel dafür, dass bloße Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet den Erhalt einer Artengemeinschaft nicht sichern kann. Pflegemassnahmen, am günstigsten durch Schaf- und Ziegenbeweidung, wären längst überfällig, um diesen einzigartigen und europaweit bedeutsamen Lebensraum langfristig zu erhalten (durch den Bau des Sylvensteinspeichers und des Tölzer Staussees wurden die unterhalb fliegende Flusslandschaft an der Isar schwer geschädigt) !


Verbreitung von Coenonympha hero in Oberbayern
(rot: eigene Beobachtungen)


Isarauen bei Fischerhäuser (M-L),
Auf kleinen, z.T. durch Aufforstungen im Fortbestand bedrohten Lichtungen (Relikt-) Vorkommen des Wald-Wiesenvögelchens, in Gesellschaft des Mohrenfalters Erebia aethiops, des Blaukernauges, verschiedener Zipfelfalter (Satyrium spini, Satyrium pruni) und einiger Perlmuttfalter (u.a. Argynnis adippe, Boloria euphrosyne, Boloria dia; Brenthis ino wohl erloschen).