München-Johanneskirchen: alter Güterbahndamm und Brachflächen am Bahnhof

Die gerade mal 4 Jahre im Betrieb befindliche Güterbahntrasse zwischen Unterföhring und Feldkirchen (nach NW und SO jeweils Fortsetzung im Lkr. M) ist ein wertvolles Rückzugsgebiet für Tiere im intensiv landwirtschaftlich genutzten Moosgrund. Von der einstigen Niedermoorvegetation nichts mehr übrig, nordöstlich des Güterbahndammes immerhin ein paar extensiv genutzte Grünlandparzellen.
Der Bahndamm dem Nährstoffeintrag aus Luft und Umfeld völlig ausgesetzt. Ab 2013 erfolgende Offenhaltungsmaßnahmen (Gehölzrücknahmen, Mahd, Neophytenbekämpfung) verbunden mit Bemühungen zum Erhalt des unmittelbar vor dem Erlöschen stehenden Ameisenbläulings Maculinea nausithous. Länge der Güterbahntrasse im Stadtgebiet Münchens: etwa 2,4 km.
Entlang des ehemaligen Bahndammes ist eine Entlastungsstraße geplant, die den Freiraum gegen jede Vernunft und vollkommen unsinnig mit noch mehr Verkehr und Lärm überziehen würde.

Am Bahnhof Johanneskirchen östlich kleinflächig Schotter- und Altgrasfluren (etwa 0,5 ha). Ansonsten wurde dieser Teil Münchens in den letzten Jahrzehnten extrem zugebaut, eine kleine naturnahe Restfläche existiert noch östlich des Ringofenweges (etwa 2,5 ha) inmitten der Siedlungen und sterilen Grünanlagen, in dem die letzten verbliebenen Kohlmeisen und Amseln dem tagtäglichen, lärmintensiven Ordnungswahn trotzen. Letzte Relikte des einst ausgedehnten Ziegelabbaus auf der Lehmzunge Richtung Oberföhring (dort sind weitere neue Wohnsiedlungen vorgesehen).

Erfreulich die am Hüllgraben etwa 2008 abgeschobene größere Fläche (etwa 3 ha), auf der Magerrasen sowie einzelne Tümpel angelegt wurden. Dort seitdem Funde etlicher naturschutzbedeutsamer Arten, u.a. verschiedene Bläulinge (Cupido argiades, Cupido minimus, Plebeius idas sowie Polyommatus bellargus) und Dickkopffalter (Carcharodus alceae, Pyrgus malvae, Einzelbeob. Spialia sertorius). Jedoch aktuell massive und selbst in München seinesgleichen suchende Schädigungen insbesondere durch Befahren der Fläche und Nutzung als Pferdekoppel.

 


April 2004
Aufgelassene Güterbahnlinie (im Betrieb von 1941 bis 1945) von Unterföhring nach Feldkirchen
Hier kommen / kamen Frühlings-Mohrenfalter, Idas-Silberfleckbläuling und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling vor (alle 3 Arten stehen vor dem Erlöschen). Im Hintergrund das weithin sichtbare Heizkraftwerk Unterföhring.


September 1997
Bahnhof Johanneskirchen
Vorkommen von Idas-Silberfleckbläuling und Blauflügeliger Ödlandschrecke.

 


Artenliste M-Johanneskirchen (eigene Beobachtungen seit 1997):
naturschutzbedeutsame Arten sind fett hervorgehoben
Schmetterlinge
Tagfalter (32 Arten, davon 5 naturschutzbedeutsam)
Weißlinge (7)
Pieris brassicae (Großer Kohlweißling)
Pieris rapae (Kleiner Kohlweißling)
Pieris napi (Rapsweißling)
Anthocharis cardamines (Aurorafalter)
Colias hyale (Goldene Acht)
Colias crocea (Postillon)
Gonepteryx rhamni (Zitronenfalter)
Edelfalter (14)
Apatura ilia (Kleiner Schillerfalter)
Einzelbeobachtungen, auch im Siedlungsbereich
Inachis io (Tagpfauenauge)
Aglais urticae (Kleiner Fuchs)
Polygonia c-album (C-Falter)
Vanessa atalanta (Admiral)
Vanessa cardui (Distelfalter)
Araschnia levana (Landkärtchen)
Argynnis adippe (Feuriger Perlmuttfalter) Einzelbeob. Bahnhof/O, Zuflug
Issoria lathonia (Kleiner Perlmuttfalter)
Melanargia galathea (Schachbrett) u.a. Ringofenweg/O
Erebia medusa (Frühlings-Mohrenfalter) am Güterbahndamm in den letzten 10 Jahren weitgehend erloschen, aktuell noch beiderseits des Hüllgrabens
Maniola jurtina (Großes Ochsenauge)
Aphantopus hyperantus (Schornsteinfeger)
Coenonympha pamphilus (Kleines Wiesenvögelchen)
Bläulinge (7)
Thecla betulae (Nierenfleck-Zipfelfalter) Siedlungsbereich
Neozephyrus quercus (Blauer Eichen-Zipfelfalter) Eichen im Siedlungsbereich
Lycaena phlaeas (Kleiner Feuerfalter)
Celastrina argiolus (Faulbaum-Bläuling)
Maculinea nausithous (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling) Population am Güterbahndamm vor dem Erlöschen, nur noch sehr geringer Bestand der Raupennahrungspflanze Großer Wiesenknopf
Plebeius idas (Idas-Silberfleckbläuling)
Bahnhof, Güterbahn (erloschen, um 2000), Neuanlage Hüllgraben
Polyommatus icarus (Hauhechel-Bläuling)
Dickkopffalter (4)
Thymelicus sylvestris (Ockergelber Braundickkopffalter)
Thymelicus lineola (Schwarzkolbiger Braundickkopffalter)
Ochlodes sylvanus (Rostfarbener Dickkopffalter)
Pyrgus malvae (Kleiner Würfeldickkopf) Güterbahndamm, Neuanlage Hüllgraben

Artenliste siehe auch Johanneskirchen, Abfanggraben