München-Freimann, Fröttmaninger Heide
Fröttmaninger Heide, Schotterfluren und lichter Kiefernwald
Bis vor wenigen Jahren noch eines der wertvollsten Gebiete für Tagschmetterlinge in Oberbayern
(Lebensraum von etwa 45 Tagfalterarten, etwa 20 Arten davon stehen auf der
Roten Liste)
Aktuell noch etwa 220 ha unterschiedlich artenreiche, grasdominierte Heideflächen, durchsetzt von Kiefernwäldchen, am Nordrand des Münchener Stadtgebietes. Bis vor wenigen Jahren als Standortübungsplatz genutzt. Mit dem Abzug der meisten Kasernen aus München fiel die militärische Nutzung im Südteil der Fröttmaninger Heide weg.
Teilflächen am Südrand zur Heidemannstraße hin (etwa 25 ha z. T. sehr artenreiche Heidevegetation) wurden ab 1995 mit Wohnungen überbaut. Weitere Verluste lichter Kiefernwaldbereiche ab 1997 durch Waldnachverdichtungen (zumindest im Großen Hart wieder rückgängig gemacht). Durch Schüttung eines Dammes und Aufforstung floristisch und faunistisch besonders wertvoller Teilbereiche am Südrand sowie am Ostrand nördlich der Autobahn durch die Bundesforstverwaltung ab 1998 irreversible und völlig unnötig massive Schädigungen (etwa 20 ha), die weitgehend unverändert fortdauern.
Erhalt der Heidevegetation durch Schafbeweidung (nach eigener Ansicht in den vergangenen Jahren zu intensiv). Das für Kalkheiden typische Artenspektrum bei den Tagfaltern und Heuschrecken entsprechend in jüngster Zeit beeinträchtigt, einige Arten zwischenzeitlich erloschen (ganz offensichtlich teilweise durch zu intensive Beweidung).
Verblieben sind einige Hektar floristisch und faunistisch wertvolle Heideflächen im wohnnahen und entsprechend durch Freizeitnutzung stärker genutzten und zuletzt kaum schafbeweideten Südteil. Nach Norden dominieren artenarme Grasfluren.
Im Ostteil zur U-Bahn hin wurde die Heide durch die militärische Nutzung in den 80er und 90er Jahren in eine Kieswüste umgewandelt, dort herrscht heute
ameisenreiche Ruderalvegetation vor, durchsetzt mit Kleingewässern und Weidensukzessionsfluren.
Der autobahnnahe Kleine Hart (etwa 4 ha) mit Umfeld bis etwa 2009 Lebensraum der Rostbinde (Hipparchia semele), diese bayernweit vom Aussterben bedrohte Art konnte seitdem nicht mehr gefunden werden. Das einst lichte Kiefernwäldchen durch Nachforstungen ab 1998 besonders stark entstellt, diese Nachforstungen wurden leider immer noch nicht wieder rückgängig gemacht.
Der Große Hart (etwa 15 ha) im siedlungsnahen Teil wurde durch Rücknahme der Aufforstungen vor wenigen Jahren wieder aufgelichtet und wird seitdem durch Schafbeweidung licht gehalten (z.T. aber verbunden mit vegetationsschädigender Pferchung). Die Rostbinde ist hier bereits etwa 2005 erloschen.
Bleibt zu hoffen dass die Ausweisung der Fröttmaninger Heide als FFH-Gebiet, die eigentlich weitere Verschlechterungen untersagt, sowie die Übernahme der Heide durch den Heideflächenverein die eingetretenen massiven negativen Bestandstrends und Artenverluste zumindest bremsen und die Heide auch wieder qualitativ entwickeln kann.
Dringend notwendige Maßnahmen:
- Zumindest teilweise Rücknahme der Aufforstungen am Südrand der Heide zum
aufgeschütteten Wall hin sowie am Ostrand nördlich der Autobahn
- Rücknahme der massiven Nachforstungen und Bekämpfung des Japan-Knöterichs im
Kleinen Hart
- Schafbeweidung beibehalten, aber auf ein angemesseneres Maß reduzieren
Übersicht zu den (z. T. einstmaligen) charakteristischen Tagfalterarten
Fröttmaninger Heide (Herbst 2004), Kalkheide, Kiefernwald und Bau der neuen Fußballarena
Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus), 24.05.1994
Rostbinde (Hipparchia semele), Großer Hart, 28.08.1995
Rostbinde (Hipparchia semele), Kleiner Hart, abends an Kiefer, 03.08.1997
Rostbinde (Hipparchia semele), Kleiner Hart, 04.07.2009
Zweibrütiger Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus), Genital-Bestimmung, Ostteil nördlich Autobahn (1998 aufgeforstet), 10.09.1997
Zweibrütiger Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus), 23.05.1998
Zweibrütiger Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus), an Hornklee, 09.06.2014
Artenliste Fröttmaninger Heide Stadt München (eigene Beobachtungen seit 1994):
fett hervorgehoben die
naturschutzbedeutsamen Arten
Schmetterlinge
Tagfalter (43 Arten, davon 18 auf der Roten Liste)
Papilio
machaon (Schwalbenschwanz)
Pieris brassicae
(Großer Kohlweißling)
Pieris rapae
(Kleiner Kohlweißling)
Pieris napi
(Rapsweißling)
Anthocharis
cardamines (Aurorafalter)
Colias hyale
(Goldene Acht)
Colias
alfacariensis (Hufeisenkleegelbling)
Gonepteryx
rhamni (Zitronenfalter)
Inachis io
(Tagpfauenauge)
Aglais urticae
(Kleiner Fuchs)
Polygonia c-album
(C-Falter)
Vanessa atalanta
(Admiral)
Vanessa cardui
(Distelfalter)
Araschnia levana
(Landkärtchen)
Argynnis paphia
(Kaisermantel)
Issoria lathonia
(Kleiner Perlmuttfalter)
Boloria selene
(Sumpfwiesen-Perlmuttfalter) zuletzt 2006 im Großen Hart, seitdem keine eigenen aktuellen
Beobachtungen mehr
Boloria dia
(Magerrasen-Perlmuttfalter) zuletzt 2007, aktuell nicht mehr gefunden
Melanargia
galathea (Schachbrett)
Hipparchia
semele (Rostbinde) RL By 2, seit 2010 nicht mehr gefunden,
nach langwierigem Komazustand wohl endgültig erloschen, im Großen Hart zuletzt
2005, im Kleinen Hart 2009, letztes Vorkommen in Süd-Bayern...das war´s
dann....
Erebia medusa
(Frühlings-Mohrenfalter) unverändert relativ häufig, eines der besten Vorkommen in Südbayern
Maniola jurtina
(Großes Ochsenauge)
Aphantopus
hyperantus (Schornsteinfeger)
Coenonympha
pamphilus (Kleines Wiesenvögelchen)
Coenonympha
arcania (Weißbindiges Wiesenvögelchen) im Großen Hart sowie im Bereich der Kiefernwälder am Ostrand zur U-Bahn hin
Pararge aegeria
(Waldbrettspiel)
Lasiommata maera
(Braunauge) zuletzt 1997, Bestand offensichtlich erloschen, möglicherweise im Zusammenhang mit den Nachforstungen im Bereich der Kiefernwälder
Callophrys rubi
(Brombeer-Zipfelfalter) zuletzt 1997, keine aktuellen Beobachtungen
Lycaena phlaeas
(Kleiner Feuerfalter)
Cupido minimus
(Zwerg-Bläuling)
Plebeius idas
(Idas-Silberfleckbläuling) RL By 2, im durch die militärische Nutzung stark
geschädigten Ostteil unverändert häufig
Aricia agestis
(Sonnenröschen-Bläuling) RL By 3, aktuell deutlich seltener als in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts
Polyommatus coridon
(Silber-Bläuling) Im Südteil 2013 nicht selten, in den Jahren davor kaum noch gefunden, die Raupennahrung Hufeisenklee lokal häufig
Polyommatus bellargus
(Himmelblauer Bläuling) RL By 3, einzige für Heidevegetation
typische Tagfalterart, deren Bestand auf der Fröttmaninger Heide noch
einigermaßen gesichert scheint, in den 90er Jahren noch sehr zahlreich, aktuell im siedlungsnahen Südteil stellenweise häufig
Polyommatus
icarus (Hauhechel-Bläuling)
Carterocephalus
palaemon (Gelbwürfeliger Dickkopffalter)
Thymelicus
acteon (Mattscheckiger Braundickkopffalter) RL By 3, zuletzt 1997, wohl südlichstes
Vorkommen in Bayern, im Naturraum unmittelbar vom Aussterben bedroht, wohl infolge der
massiven Nachforstungen und zu intensiver Schafbeweidung erloschen, einstmals im
Bereich des Großen und Kleinen Hartes, 2013 aber wieder zumindest eine Einzelbeobachtung südwestlich vom Großen Hart und 2014 zur U-Bahn hin
Hesperia
comma (Komma-Dickkopffalter) Aktuell deutlich seltener als in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, aber wie auch Polyommatus coridon zumindest 2013 nicht selten im Südteil, zusammen mit der Panzerwiese letztes Vorkommen im Naturraum Münchner Ebene
Ochlodes
sylvanus (Rostfarbener Dickkopffalter)
Erynnis
tages (Kronwicken-Dickkopffalter) RL By V, deutlich rückläufig, zuletzt
Einzelbeobachtungen 2010
Spialia
sertorius (Roter Würfeldickkopf) RL By 3, in den letzten Jahren kaum noch beobachtet, stellenweise aber nicht wenig Kleiner Wiesenknopf
Pyrgus
malvae (Kleiner Würfeldickkopf)
Pyrgus
armoricanus (Zweibrütiger Würfeldickkopf) RL By 1, in den
letzten Jahren nur noch Einzelbeobachtungen, 2014 aber zumindest an paar Stellen im Umfeld des Großen Hartes zu finden
Nachtfalter/Kleinschmetterlinge
Aspitates gilvaria RL By T/S 0; aktuelle Funde der Magerrasenart am Südrand
der Heide und im Umfeld des Kleinen Hartes
Autographa
gamma
Callistege mi
Deltote
bankiana
Diacrisia sannio
Ematurga atomaria
Euclidia
glyphica
Heliothis
viriplaca
Hemaris
fuciformis
Lasiocampa
trifolii
Macrothylacia
rubi
Nomophila
noctuella
Notodonta ziczac
Oncocera
semirubella
Pyrausta
purpuralis
Scopula ornata
Scopula rubiginata
Smerinthus
ocellata
Zygaena filipendulae
Zygaena loti
Heuschrecken (13 Arten)
Leptophyes punctatissima (Punktierte Zartschrecke)
Tettigonia viridissima (Grünes Heupferd)
Metrioptera roeselii (Rosels Beißschrecke)
Metrioptera bicolor (Zweifarbige Beißschrecke) Bestand durch
Überbeweidung wohl weitgehend erloschen, 2011 nicht mehr gefunden....
Tetrix tenuicornis (Langfühler-Dornschschrecke)
Oedipoda caerulescens (Blauflügelige Ödlandschrecke) 2010/2011
nur noch lokal wenige Individuen
Euthystira brachyptera (Kleine Goldschrecke) ob noch?
Stenobothrus lineatus (Heidegrashüpfer) 2010/2011 nur noch lokal
wenige Individuen im Süd-Teil
Stenobothrus stigmaticus (Kleiner Heidegrashüpfer) in den letzten
Jahren nicht mehr gefunden, evtl. erloschen
Myrmeleotettix maculatus (Gefleckte Keulenschrecke) einzige für
Heideflächen typische Heuschreckenart, die sich einigermaßen halten konnte...
Chorthippus biguttulus (Nachtigall-Grashüpfer)
Chorthippus brunneus (Brauner Grashüpfer)
Chorthippus parallelus (Gemeiner Grashüpfer)