Oberschleißheim, Berglwald
siehe auch Tagebuch 2007
Aufwuchsflächen mit Eichenjungwuchs und wärmeliebenden Saumgesellschaften (u.a. Deutscher
Backenklee, Färbermeister und Ästige Graslilie) im östlichen Berglwald. Der Pfad immer wieder mal durch Wildackerumbruch beeinträchtigt, aktuell durch Hochwachsen der
Aufforstungen weitgehend beschattet und entwertet.
Lebensraum verschiedener Perlmuttfalter (Argynnis adippe, Boloria selene, Boloria euphrosyne, Brenthis ino), Braunauge sowie Braunem Eichen-Zipfelfalter.
Der Berglwald gehört zu den um Oberschleißheim wachsenden Eichen-Kiefernwäldern
(Potentillo-Quercetum). Ältere Waldkiefern bestimmen das Bild. Im Unterwuchs wuchern
Brombeer- und Himbeersträucher. Kleine Lichtungen und Wegränder weisen z.T.
eine reichhaltige Ausstattung an Pflanzen der wärmeliebenden Säume auf. So
kommen entlang des im nächsten Bild unten gezeigten Waldweges u.a. Knolliges Mädesüß (Filipendula vulgaris), Heil-Ziest (Stachys officinalis), Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), Schwalbenwurz (Vincetoxicum officinale), Ästige Graslilie
(Anthericum ramosum), Färber-Meister (Asperula tinctoria) und
Hügel-Meister (Asperula cynanchica) vor. Auffallende und typische Gräser sind
das Perlgras (Melica picta) und die Stein-Zwenke (Brachypodium
pinnatum). An Tagfaltern fliegt hier Mitte Juni bis Anfang Juli der
Gelbringfalter (Lopinga achine). Dieser Schmetterling hat einen
langsamen, aber unruhigen und ausdauernden Flug, als Rastplätze dienen
Jung-Fichten am Weg und Sträucher. Er besucht selten Blüten, rüsselt jedoch gerne an
Kot. Zur selben Zeit läßt sich auch das Braunauge (Lasiommata maera), ein
weiterer bräunlich gefärbter Augenfalter, hier beobachten. Dieser saugt gerne
an der Witwenblume (Knautia arvensis). Sein Bestand ist in den letzten Jahren leider stark zurückgegangen, ein Aussterben der Art im Münchner Norden wohl nur noch eine Frage der Zeit... Bereits ab Mitte Mai fliegen die Perlmutterfalterarten Boloria selene und Boloria euphrosyne, deren Raupen an Veilchen fressen. Sehr zahlreich kommt der Perlgrasfalter (Coenonympha arcania) vor. Im Juni erwachsen ist die Raupe des Gras-Elefanten (Euthrix potatoria), einer zur Familie der Glucken zählenden Schmetterlingsart. An Nachtfaltern kommen des weiteren noch u.a. Gelbes Ordensband, Eichenkarmin, die Eulen Mythimna l-album und Abrostola asclepiadis (Raupe an Schwalbenwurz), Rotrandbär und der Braune Bär vor.
So war es zumindest bis vor wenigen Jahren. Die Realität sieht inzwischen leider anders aus, die Zukunftsaussichten sind noch düsterer.
In den letzten etwa 10 Jahren auffälliger Rückgang sämtlicher sogenannter Lichtwaldarten, lichte Wälder bewohnende und darauf angewiesene Tagfalterarten, die in Zusammenhang stehen mit unübersehbaren Tendenzen in der Waldbewirtschaftung hin zu dichteren Wäldern.
So konnten vor allem das Braunauge und der Perlmuttfalter Boloria dia, zwei Arten die in den 90er Jahren noch häufig
waren, seit 2010 kaum noch bzw. nicht mehr beobachtet werden. Gleiches gilt für den Brombeer-Zipfelfalter und den Mädesüß-Perlmuttfalter. Gelbringfalter und Brauner Eichenzipfelfalter kommen zwar derzeit noch lokal vor, sind aber sicherlich in 10, maximal 20 Jahren ebenfalls erloschen.
Im Westteil um die Berglwirtschaft herrscht heute bereits überwiegend tagfalterfreier Dunkelwald vor. Dort ist selbst der Kleine Eisvogel, einstmals am Berglbach häufig im Lichtschattenwechsel anzutreffen, kaum noch zu beobachten.
Artenhilfsmaßnahmen wären im Berglwald ganz besonders dringend vonnöten, sind aber leider in den nächsten Jahren nicht zu erwarten und völlig unrealistisch...
-> Für
den Berglwald charakteristische Tagfalterarten
Berglwald
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